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Energie & Management > Österreich - Salzburg AG verdoppelt Erdgaspreise
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

Salzburg AG verdoppelt Erdgaspreise

Das Unternehmen betont, die im österreichweiten Vergleich bislang günstigen Preise 18 Monate lang nicht erhöht zu haben und zu noch kräftigeren Steigerungen berechtigt zu sein.
Zum 1. Oktober erhöht die Salzburg AG ihre Erdgaspreise für Bestandskunden im Haushalts- und Gewerbesektor um 98,8 Prozent auf 9,90 Cent/kWh netto. Faktisch werden die Preise somit nahezu verdoppelt. In einer Mitteilung betonte das Unternehmen am 23. August, bislang mit 4,98 Cent/kWh netto "einen der günstigsten Arbeitspreise österreichweit" angeboten und diesen in den vergangenen 18 Monaten nicht angehoben zu haben. Nun sei eine „Anpassung“ unumgänglich.

Zudem wäre der Salzburg AG zufolge wegen der Entwicklung des von ihr für Preisanpassungen herangezogenen Indexes eine Erhöhung auf mehr als 12 Cent/kWh und somit um rund 140 Prozent zulässig gewesen. Laut ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Lieferung von Erdgas basiert dieser Index zu 80 Prozent auf dem Österreichischen Gaspreisindex (ÖSPI) der Österreichischen Energieagentur sowie zu 20 Prozent auf dem österreichischen Verbraucherpreisindex (VPI).

Kunden, die eine zwölfmonatige Bindungsfrist akzeptieren, erhalten laut der Salzburg AG 21 sogenannte „Freigastage“. Wer mindestens zwei Produkte des Unternehmens nutzt, etwa Gas und Strom oder Gas sowie einen Telekommunikationsdienst, bekommt weitere sechs „Freigastage“. Ohne diese Vergünstigungen beläuft sich die angekündigte Preissteigerung für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 15.000 kWh Erdgas pro Jahr auf 888 Euro brutto. Unter Berücksichtigung der insgesamt 27 „Freigastage“ beträgt sie dagegen „nur“ 756 Euro. Sozial Schwache, die keine Rundfunkgebühr („GIS-Gebühr“) bezahlen müssen, erhalten eine Einmalzahlung von 400 Euro. Entschließen sich Kunden, von einer Gas- oder Ölheizung auf eine Wärmepumpe umzusteigen, bietet die Salzburg AG eine „Dekarbonisierungsförderung“ von 2.000 Euro.

Fernwärmepreise steigen um 9 Prozent

Bereits zum 1. September erhöht die Salzburg AG ihre Fernwärmepreise. Die Preissteigerung für die 26.000 betroffenen Haushalte sowie 7.500 Gewerbebetriebe im Verbundnetz Salzburg-Hallein beträgt 9,18 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 9.000 kWh schlägt das jährlich mit 129,6 Euro zu Buche. Personen, die von der GIS-Gebühr befreit sind, erhalten eine einmalige Unterstützung von 100 Euro.

Auch bezüglich der Fernwärme betonte die Salzburg AG, aufgrund der Entwicklung des für Preisanpassungen herangezogenen Indexes zu deutlich höheren Steigerungen berechtigt gewesen zu sein. Die Steigerung des Indexes würde sich auf über 50 Prozent belaufen, was für einen Durchschnittshaushalt Mehrkosten von 732 Euro pro Jahr bedeutet hätte. Wie es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens für die Versorgung mit Wärme heißt, beruht der Index zu 50 Prozent auf dem VPI, zu 30 Prozent auf dem ÖSPI und zu 20 Prozent auf dem Energieholzindex („EHI“) der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Für mehrere Nahwärmenetze kündigte die Salzburg AG Preiserhöhungen zum 1. Januar 2024 an. Insgesamt sind davon etwa 2.000 Haushalte und Gewerbebetriebe betroffen. Das Ausmaß der Preiserhöhungen „ist gerade in intensiver Prüfung“, teilte die Salzburg AG mit.

Kritik von der Arbeiterkammer

Kritik an der Erhöhung der Fernwärmepreise kam von der Salzburger Arbeiterkammer (AK). Sie verwies auf Änderungen der Geschäftsbedingungen der Salzburg AG für die Wärmeversorgung. Diese machen es laut der Interpretation der AK möglich, „indexgebundene Preiserhöhungen nachzuholen, wenn in der Vorperiode darauf verzichtet wurde. Die Folge könnten massive Preissteigerungen sein.“ Der Präsident der AK Salzburg, Peter Eder, forderte eine amtliche Regulierung der Fernwärmepreise. Diese sei notwendig, weil die Salzburg AG im Fernwärmesektor „quasi als Monopolistin“ agiere.

Zu den Steigerungen der Gaspreise äußerte sich Eder nicht. Regionalmedien zufolge zeigten Salzburger Landes- und Kommunalpolitiker diesbezüglich Verständnis. Sie verwiesen darauf, dass die Salzburg AG die Gaspreise 18 Monate lang nicht erhöht hatte. Außerdem müsse das Unternehmen wieder Gewinne machen, um die notwendigen Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu tätigen. Wie berichtet, war der Gewinn der Salzburg AG von 2021 auf 2022 um 98,8 Prozent auf nur mehr 339.100 Euro geschrumpft. Laut dem Geschäftsbericht konnten massiv gestiegene Beschaffungskosten den Endkunden nur mit Verzögerung weiterverrechnet werden.

Die Salzburg AG befindet sich zu 42,56 Prozent im Besitz des Landes Salzburg. Die Stadt Salzburg hält 31,31 Prozent, die Energie AG Oberösterreich die verbleibenden 26,13 Prozent.

Mittwoch, 23.08.2023, 15:03 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Salzburg AG verdoppelt Erdgaspreise
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
Salzburg AG verdoppelt Erdgaspreise
Das Unternehmen betont, die im österreichweiten Vergleich bislang günstigen Preise 18 Monate lang nicht erhöht zu haben und zu noch kräftigeren Steigerungen berechtigt zu sein.
Zum 1. Oktober erhöht die Salzburg AG ihre Erdgaspreise für Bestandskunden im Haushalts- und Gewerbesektor um 98,8 Prozent auf 9,90 Cent/kWh netto. Faktisch werden die Preise somit nahezu verdoppelt. In einer Mitteilung betonte das Unternehmen am 23. August, bislang mit 4,98 Cent/kWh netto "einen der günstigsten Arbeitspreise österreichweit" angeboten und diesen in den vergangenen 18 Monaten nicht angehoben zu haben. Nun sei eine „Anpassung“ unumgänglich.

Zudem wäre der Salzburg AG zufolge wegen der Entwicklung des von ihr für Preisanpassungen herangezogenen Indexes eine Erhöhung auf mehr als 12 Cent/kWh und somit um rund 140 Prozent zulässig gewesen. Laut ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Lieferung von Erdgas basiert dieser Index zu 80 Prozent auf dem Österreichischen Gaspreisindex (ÖSPI) der Österreichischen Energieagentur sowie zu 20 Prozent auf dem österreichischen Verbraucherpreisindex (VPI).

Kunden, die eine zwölfmonatige Bindungsfrist akzeptieren, erhalten laut der Salzburg AG 21 sogenannte „Freigastage“. Wer mindestens zwei Produkte des Unternehmens nutzt, etwa Gas und Strom oder Gas sowie einen Telekommunikationsdienst, bekommt weitere sechs „Freigastage“. Ohne diese Vergünstigungen beläuft sich die angekündigte Preissteigerung für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 15.000 kWh Erdgas pro Jahr auf 888 Euro brutto. Unter Berücksichtigung der insgesamt 27 „Freigastage“ beträgt sie dagegen „nur“ 756 Euro. Sozial Schwache, die keine Rundfunkgebühr („GIS-Gebühr“) bezahlen müssen, erhalten eine Einmalzahlung von 400 Euro. Entschließen sich Kunden, von einer Gas- oder Ölheizung auf eine Wärmepumpe umzusteigen, bietet die Salzburg AG eine „Dekarbonisierungsförderung“ von 2.000 Euro.

Fernwärmepreise steigen um 9 Prozent

Bereits zum 1. September erhöht die Salzburg AG ihre Fernwärmepreise. Die Preissteigerung für die 26.000 betroffenen Haushalte sowie 7.500 Gewerbebetriebe im Verbundnetz Salzburg-Hallein beträgt 9,18 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 9.000 kWh schlägt das jährlich mit 129,6 Euro zu Buche. Personen, die von der GIS-Gebühr befreit sind, erhalten eine einmalige Unterstützung von 100 Euro.

Auch bezüglich der Fernwärme betonte die Salzburg AG, aufgrund der Entwicklung des für Preisanpassungen herangezogenen Indexes zu deutlich höheren Steigerungen berechtigt gewesen zu sein. Die Steigerung des Indexes würde sich auf über 50 Prozent belaufen, was für einen Durchschnittshaushalt Mehrkosten von 732 Euro pro Jahr bedeutet hätte. Wie es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens für die Versorgung mit Wärme heißt, beruht der Index zu 50 Prozent auf dem VPI, zu 30 Prozent auf dem ÖSPI und zu 20 Prozent auf dem Energieholzindex („EHI“) der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Für mehrere Nahwärmenetze kündigte die Salzburg AG Preiserhöhungen zum 1. Januar 2024 an. Insgesamt sind davon etwa 2.000 Haushalte und Gewerbebetriebe betroffen. Das Ausmaß der Preiserhöhungen „ist gerade in intensiver Prüfung“, teilte die Salzburg AG mit.

Kritik von der Arbeiterkammer

Kritik an der Erhöhung der Fernwärmepreise kam von der Salzburger Arbeiterkammer (AK). Sie verwies auf Änderungen der Geschäftsbedingungen der Salzburg AG für die Wärmeversorgung. Diese machen es laut der Interpretation der AK möglich, „indexgebundene Preiserhöhungen nachzuholen, wenn in der Vorperiode darauf verzichtet wurde. Die Folge könnten massive Preissteigerungen sein.“ Der Präsident der AK Salzburg, Peter Eder, forderte eine amtliche Regulierung der Fernwärmepreise. Diese sei notwendig, weil die Salzburg AG im Fernwärmesektor „quasi als Monopolistin“ agiere.

Zu den Steigerungen der Gaspreise äußerte sich Eder nicht. Regionalmedien zufolge zeigten Salzburger Landes- und Kommunalpolitiker diesbezüglich Verständnis. Sie verwiesen darauf, dass die Salzburg AG die Gaspreise 18 Monate lang nicht erhöht hatte. Außerdem müsse das Unternehmen wieder Gewinne machen, um die notwendigen Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu tätigen. Wie berichtet, war der Gewinn der Salzburg AG von 2021 auf 2022 um 98,8 Prozent auf nur mehr 339.100 Euro geschrumpft. Laut dem Geschäftsbericht konnten massiv gestiegene Beschaffungskosten den Endkunden nur mit Verzögerung weiterverrechnet werden.

Die Salzburg AG befindet sich zu 42,56 Prozent im Besitz des Landes Salzburg. Die Stadt Salzburg hält 31,31 Prozent, die Energie AG Oberösterreich die verbleibenden 26,13 Prozent.

Mittwoch, 23.08.2023, 15:03 Uhr
Klaus Fischer

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